28. März 2014
Entschuldigt, dass ich mich schon so lange nicht mehr mit Neuigkeiten aus dem Projekt gemeldet habe. Schon seit Weihnachten organisiere ich die Renovierung des Zentrums. Angefangen mit erschreckenden Fotos von teilweise üblen Zuständen bat ich Siembra Futura e.V. um Unterstützung. Dank vielen Bemühungen und Sitzungen innerhalb Nicaraguas bzw. Deutschlands und via Skype zwischen Deutschland und Nicaragua, kam das lang erwartete Geld für die Renovierungsarbeiten am 3. März 2014 endlich bei Si a la Vida an! Als aller erstes wurde die uralte, inzwischen übel verrostete und von Mäuseurin – und kot übel riechende Gefriertruhe gegen einen neuen „frizzer“ ausgetauscht!!! Ein tolles Gefühl, endlich ein lang geplantes Projekt in die Tat umzusetzten :D ich war über glücklich!
Am nächsten Tag wurde der Vertrag unterschrieben und am Mittwoch, den 5. März, begann das Handwerkerteam mit der Renovierung!
In Arbeitsprozess stehen:
Toiletten,
Duschen,
Küche,
Türen,
Dachrinne
Blechdach und Stahlträger.
Alle Renovierungsprojekte sind noch im Entstehen, sind jedoch schon sehr weit fortgeschritten wie man in den verschiedenen Fotos sehen kann. In der Küche ist der Unterschied am deutlichsten! Jeden Tag, wenn ich ins Zentrum gehe, und die täglichen Veränderungen bewundern kann, freue ich mich riesig über dieses Projekt und die großzügige Unterstützung von Siembra Futura e. V. ! VIELEN DANK!
Des Weiteren habe ich schon seit einiger Zeit eine Idee Joels, einem ursprünglichen Mitarbeiter, wieder aufgenommen, die durch seine Abwesenheit nicht weiter fortgeführt worden war. Die Mehrheit der Integrados, also der Jungen, die im Zentrum wohnen, gehen nämlich nachmittags in die Schule, sodass in dieser Zeit oft nur 1-2 Jungen in der Casa Nuevo Amanecer zurückblieben. Es erschien mir sehr traurig, die Möglichkeit der Freizeitbetreuung und Hausaufgabenunterstützung nur diesen wenigen Jungen am Nachmittag anzubieten und begann so mit einem anderen Mitarbeiter von Si a la Vida mit den Direktoren verschiedener Schulen und auch mit Eltern in unserem Viertel zu sprechen und ihnen die Idee der Betreuung der "Nachbarschaftskinder" , die vormittags zur Schule gehen, vorzuschlagen. Die Idee fiel sofort auf fruchtbaren Boden und so kommen jetzt täglich nach dem Mittagessen Kinder ins Projekt, um mit unserer Unterstützung zunächst ihre Hausaufgaben und andere Projekte für die Schule zu machen. Nach der Arbeit das Vergnügen - schließlich werden also Pulseras (Armbänder) und angefangene Hamacas (Hängematten) herausgeholt, es gibt verschiedene Bastelprojekte, Gesellschaftsspiele wie Monopoly (Dank einer Spende des Proyecto de Pulseras) oder es wird einfach der Basketball herausgeholt, um endlich einmal den Kopf zu leeren :)
All diese Veränderungen füllen das Zentrum mit neuer Freude, neuen Möglichkeiten und Kindern, die uns täglich wieder ein Lächeln auf unser Gesicht zaubern :)
8. - 9. Februar 2014
Am Samstag bin ich endlich nach Matagalpa gefahren und habe die Einladung meiner Myrna in die Tat umgesetzt! Sie besitzt dort eine Kafferösterei und zeigte mir erst einmal ihre kleine Fabrik mit antik anmutenden Maschinen. Überall duftete es nach Kaffe, Zimt und anderen Köstlichkeiten :D
Mit ihr habe ich an diesem Tag das Städtchen angeschaut: Matagalpa liegt im Vegleich zu Managua deutlich weiter im Norden, sodass das Klima sehr, sehr angenehm ist. Es ist immer sonnig bei ca. 28 Grad und es weht ein leichtes Lüftchen - welch ein Traum!
Im Matagalpa trafen wir uns schliesßlich mit einer ihrer Freundinnen, die uns zu einem Projekt einiger Nonnen eines Franziskanerordens gefahren hat. Dort kochen sie fast täglich ein gesundes Mittagessen für ca. 90 Kinder der umliegenden armen Viertel!!! Des Weiteren bieten einige Nonnen auch Vorbereitung dür die Schule am Vormittag an. So gibt eine kleine Bibliothek mit vielen Büchern, die in den normlen Wohnhäusern in Nicaragua leider sehr selten anzutreffen sind...Am Wochenende bieten sie außerdem Nähkurse für die Kinder an! Es war sehr interessant ein anderes, soziales Projekt kennenzulernen und Erfahrungen mit ihr auszutauschen...
Danach ging es weiter zu einem wunderschönen Aussichtspunkt, von dem aus wir die ganze Stadt sehen konnten. Matagalpa liegt geschützt in einem Tal zwischen bewaldeten Bergen. Wir hatten einen perfekten Tag mit wenigen Schäfchenwölkchen erwischt und fanden so auch das Haus von Myrna :)
Am Abend lud mich Myrna zum Italiener ein, wo ich zum ersten Mal seit langem
fantastische Pizza genießen durfte:D
Am Sonntag fuhren wir am Morgen zu einer Cousine Myrnas, die ein bisschen außerhalb
in den Bergen wohnt und einen grandiosen Ausblick hat.
Dort waren wir allerdings nur sehr kurz, denn danach ging es weiter in die Selva Negra (Schwarzwald). Dies ist wie ein Stück gepflegter Urwald, in dem ein großes Hotel steht. Das ganze wurde von zwei Deutschen gegründet und ist bis heute deutsch angehaucht. Dort spazierten wir einige Stunden und genossen die schönen angelegten Gärten!:) Leider spaziert man in Managua praktisch gar nicht: 1. Ist es zu heiß; 2. Gibt es keinen einzigen schönen Park; 3. Ist es eigentlich überall zu dreckig und staubig, besonders jetzt im Sommer!
Dort liefen wir also einfach in den Urwald hinein und verbrachten dort eine wunscherschöne Zeit
zwischen Vögelzwitschern, Affengebrüll und Blätterrauschen. Diese Ruhe hatte ich wirklich sehr vermisst!
Als wir schließlich wieder in Matagalpa ankamen, ging es direkt zur 4 Uhr Messe in der schneeweißen Kathedrale Matagalpas.
Dann ging es um halb sieben noch spontan ins Nationaltheater Matagalpas, in dem es eine gratis Vorstellung des Ballets folclorico (tradionellen Tänzen) gab - ohne Planung hatten wir also schlussendlich einen engen "horario" :D Die Präsentation war einfach fantastisch!! Sehr spaßig und einfach immer fröhlich - ich hatte also ein rund um perfektes Wochenende!
24. Dezember 2013 Heiligabend
Weihnachten steht vor der Tür!
Trotz all dem Weihnachtsschmuck und den Geschenken ist dennoch noch keine richtige Weihnachtsstimmung aufgekommen bei 35 Grad im Schatten!
Die besinnliche, friedliche Atmosphäre gehört hier nicht zu Weihnachten, sondern eine fröhliche und „verrückte“. Das spiegelt sich auch im Stil der Weihnachtslieder, die alle den Eindruck erwecken, man müsste gleich lustig im Kreis hüpfen. Sie haben eigentlich alle den gleichen Rhythmus der Cumbia, Samba oder Salsa!
Am frühen Nachmittag kamen immer mehr Familienmitglieder, sodass wir am Abend ein ordentliches Grüppchen von Leuten waren. Schlussendlich saßen wir dann alle vereint im großen Wohnzimmer mit weit geöffneten Türen und traditioneller Weihnachtsmusik zum großen, leckeren Abendessen. Es gab vorzüglich zubereiteten Pollo dulce.
Aus sämtlichen Häusern dröhnte Lachen und verschiedenste Typen von Musik. Es war wirklich das lauteste Weihnachten, das ich je erlebt hatte – typisch für Nicaragua!
Um 9 Uhr konnte dann mit einigen anderen Freunden endlich das Amigo Segreto Spiel (Wichteln) beginnen. Im Kreis aufgestellt begann jeder nacheinander diejenige Person zu beschreiben, die sein Amigo Segreto geworden war. Es war unglaublich lustig mit anzusehen wie Elisa, meine Mutter, und die anderen nacheinander einen Lachflash bekamen! Das muss man einfach miterleben, wie die Nicaraguaner manchmal plötzlich in solch ein schrilles und verrücktes Lachen ausbrechen :D
Um Mitternacht begann schlussendlich ein großes Feuerwerk, um dem 25. Dezember – also die Geburt Jesu Christo – zu feiern. Zum Beispiel bleiben auch alle Krippen des Jesu Kindes bis zum 25. Dezember leer.
Noch lange saßen wir zusammen, redeten und lachten mit Nachbarn, Freunden und Familienmitgliedern bis wir schließlich völlig erledigt in unsere Betten fielen, während im ganzen Viertel noch lange laute Musik gespielt wurde! Es war also ein sehr fröhliches und glückliches Weihnachten für mich geworden, auch wenn ich es dieses Mal so weit entfernt von meiner deutschen Familie verbracht hatte…
Wochenende vom 13. - 16. Dezember 2013
Dieses Wochenende habe ich endlich einmal Johannes, einen sehr guten Freund in León besucht, der gerade ebenso einen Freiwilligendienst in Nicaragua macht.
Ziemlich schnell nach meiner Ankunft wurde mir bewusst, dass sich das Leben der meisten Freiwilligen in dieser Stadt sehr stark von meinem in Managua unterscheidet. Es gibt nämlich sehr, sehr viele Deutsche in León, so dass viele fast nur in ihrer Muttersprache sprechen und ihr Spanisch dadurch nur mäßig praktizieren können. Außerdem wohnen einige in WGs mit anderen Freiwilligen und nicht in einer Gastfamilie wie ich. Ich bin wirklich unglaublich froh, dass ich hier eine Familie habe, die sich um mich sorgt und mir immer wieder neue Orte ihres Landes zeigen will. Auf diese Weise komme ich direkt mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt und lerne ständig neue Leute kennen… Ich musste mich daher zuerst einmal daran gewöhnen, wieder deutsch zu sprechen und ich konnte es kaum glauben, aber manchmal fielen mir die Wörter tatsächlich nur noch in Spanisch ein…
Nun zu unserem Wochenende: Gemeinsam mit Johannes und anderen Deutschen bestiegen wir am Samstag in der Morgenfrühe den Vulkan Telica in der Nähe von León. Wir waren eine kleine Gruppe von 8 Leuten und verstanden uns alle sehr gut.
Die erste Überraschung waren heiße Quellen: An dieser Stelle stieg aus jedem kleinsten Loch schwefeliger, heißer Dampf aus der Erde auf. Das war wirklich sehr geheimnisvoll und mystisch! Manchmal hatten sich diese Löcher schon so sehr vergrößert, das richtige kleine kochende „Matschseen“ entstanden waren, in denen der Schlamm nur so brodelte…
Bald ging es weiter am Fuße des dicht bewaldeten Vulkanes namens Santa Clara auf einem wunderschönen schattigen Weg.
Weiter liefen wir über Blumen- und Hirsefelder – dieses Farbenmeer war wirklich unglaublich schön!
Schnell machte sich jedoch der Hunger bemerkbar und so legten wir eine größere Pause am Fuße eines mächtigen Mangobaumes ein. Wahnsinnig wie sich der Baum in die Höhe reckte und seine langen Äste zum Himmel streckte!
Johannes und ich stürzten uns erst einmal auf unseren Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) und genossen jeden Bissen mit Tortillas (Maisfladen) – hmmmmm…J
Jetzt hatten wir den leichteren Teil hinter uns – es begann nun der steilere Aufstieg mitten durch die Selva (Urwald). Zwischen Lianen eröffneten sich immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Landschaft.
Außerdem entdeckten wir immer wieder exotische Tiere wie eine Gottesanbeterin, verrückte und bunte Vögel, Leguane, wilde „Baumwespen“, starke Blattschneiderameisen,…
Ein letztes Mal stiegen wir einen steinigen Hügel (ursprünglicher Kraterrand) hinauf, um dann von dort aus eine atemberaubende Landschaft zu bestaunen. Auf der einen Seite eröffnete sich vor uns ein Ausblick auf weitere bewaldete Vulkane, die am Horizont eine weiche Hügellandschaft bildeten, was im Sonnenlicht wunderschön friedlich und romantisch aussah! Es war das Schönste und Beeindruckenste, was ich jemals gesehen hatte!!!
Auf der anderen Seite konnten wir den ersten Blick auf den rötlichen Krater des Vulkanes Telica genießen.
Bald ging es weiter in den ursprünglichen Krater, in dem inzwischen grellgrünes Gras zwischen den Gesteinsbrocken gewachsenen war. Vollkommen erledigt fielen wir an diesem windgeschützten Ort auf die Erde und entspannten uns erst einmal auf der Wiese, während unsere beiden Führer zwei Zelte aufbauten…
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich hätte nicht gedacht, dass die Erlebnisse des Tages noch einmal getoppt werden könnten, aber so war es! Der Fuß des Vulkanes wies eine Art Flaum aus verschiedenen Pflanzen auf. Dieser „Flaum“ ging schlussendlich in Wald und Selva über. Weiter am Horizont konnte man León und einige Seen erahnen, in denen sich das Licht spiegelte. Wir standen auf einigen übrig gebliebenen Gesteinsbrocken über dem Abgrund und hatten einen fantastischen Ausblick! Alle Pflanzen waren in gelbes, rötliches Licht getaucht und so sah die Landschaft weich und flauschig aus. Außerdem war der Himmel wunderschön gefärbt, was mit den wenigen Wolken ein traumhaftes Bild bot!
Als es schließlich dunkel geworden war, ging es endlich hoch zum Kraterrand, um dort die Lava zu sehen! Leider konnten wir keine richtige fließende Lava sehen, sondern „nur“ leuchtende Lavastücke… Auf dem Bauch durften wir bis ganz nach vorne zum Kraterrand robben. Ich hatte aber großen Respekt vor dem Gestein, das nicht besonders stabil aussah!
Mit „gesättigten“ Augen ging es zurück zum Campingplatz, wo wir bald unter einem wunderschönen Sternenhimmel in unseren Schlafsäcken in einen mehr oder weniger tiefen Schlaf fielen…
Am nächsten Morgen wurden wir wieder sehr früh geweckt, um diesmal den Sonnenaufgang anzuschauen. Mit wahnsinnig verschlafenen Gesichtern ging es zum Aufstieg und gemeinsam beobachteten wir gespannt die aufgehende Sonne. Wunderschön war es, wie sich die Aussicht auf den Krater und wie sich die Farbe des Rauches im Sonnenlicht veränderte. In voller Pracht leuchtete der rötliche Krater, während zarter, weißer Rauch aus seinem Inneren aufstieg.
Nach unserem mehr oder weniger nahhaften Frühstücks mit Tortillas und Bananen machten wir uns mit unseren leichten Rücksäcken auf den Rückweg.
Wir hatten wirklich eine wunderschöne Zeit hinter uns!! Noch jetzt komme ich ins Schwärmen, wenn ich an diese Erfahrungen zurückdenke…
29. November 2013
Weihnachten steht vor der Tür – zumindest beinahe...
Schon seit Mitte November werden in der Casa Nuevo Amanecer Weihnachtskarten, - schmuck,
und - girlanden gebastelt. J
Für die Réunión de los reintegrados am 29. November wurde die gesamte Dekoration des Zentrum umgetauscht. Überall wurden gebastelte Schnee – und Weihnachtsmänner und Christbaumkugeln aufgehängt. Am Morgen begann eine große Bastel – und Malaktion mit Profesor Julio und damit auch ein Wettbewerb des schönsten Ausschneidens.
Unglaublich wie sich die Jungen immer gegenseitig verpetzen, wenn die einen Fehler beim Ausschneiden begangen haben oder zum Beispiel ein Schimpfworte gesagt haben. Meistens rennen dann die Beschuldigen verzweifelt auf mich zu und versuchen mich als Zeuge zu gewinnen, was allerdings schwierig ist, wenn ich nicht einmal weiß, was dieses Schimpfwort bedeutet…
Am frühen Nachmittag fanden sich dann immer mehr Jugendliche und Eltern im Projekt ein. Alle Personen betrachteten mich sehr neugierig. Besonders schnell kam ich mit den Ehemaligen ins Gespräch, die mich über alles ausfragten;) So lernte ich einen jungen Mann kennen, der mir von seiner Zeit vor Si a la Vida erzählte. Er hatte 2 Jahre auf der Straße im Mercado mayoreo (ein Markt für Früchte und Gemüse) gelebt – diese Zeit war die Schlimmste seines Lebens gewesen und hatte ihn sehr geprägt. Er urinierte in Plastiktüten, war unglaublich schmutzig und konnte seinen eigenen Geruch oft nicht mehr ertragen. Dieses Projekt hatte ihm eine Chance gegeben diesem Elend zu entfliehen und er hatte sie dankbar entgegen genommen. Heute arbeitet er als Verkäufer von Kleinigkeiten in Busen, worauf er sehr stolz ist.
Diese Begegnung und die Erzählungen waren für mich sehr berührend – solche Erinnerungen geben einem in Momenten des Verzweifelns wieder Mut weiterzuarbeiten, weil das genau das Ziel unserer Arbeit ist!
Bald begann Professor Henry mit einem Vortrag über ein spezielles Jugendstrafrecht.
Insgesamt waren allerdings erschreckend wenige Eltern und Ehemalige anwesend, wenn man die lange Existenz und Arbeit von Sí a la Vida bedenkt. Danach wurde die von uns gebastelte Piñata „geschlachtet“. Diese Piñata hat zum Beispiel die Form eines kleinen Häuschens, das schön geschmückt ist mit Papiergirlanden. Im Innern befinden sich Süßigkeiten. Das Haus wurde an einer kleinen Erhebung am Mangobaum aufgehängt und so konnte das Spektakel beginnen! Einer Person wurden die Augen verbunden und laute Salsamusik wurde angestellt – dann musste die Person zur Musik tanzen und parallel dazu mit einem Stock auf die hüpfende Piñata schlagen. Es war wirklich sehr lustig und alle lachten wie wild bis schließlich die Piñata abstürzte und sich die Kinder auf die Süßigkeiten stürzten.
Schließlich begann Mauricio, einer der Mitarbeiter, den Kindern und auch den Ehemaligen Pulseras (aus Wolle geknüpfte Armbänder) abzukaufen. Jetzt begann das große Verhandeln und die Jungs unterstützten sich gegenseitig, wenn es darum ging, mehr Geld für eine etwas misslungene Pulsera zu bekommen.
Das ist ein wichtiges Projekt von Sí a l a Vida: Die Jungen kaufen verschiedenste Farben von Wolle und knüpfen dann daraus unterschiedliche Typen von Pulseras. Einmal im Monat verkaufen sie ihre Armbänder und lernen so mit Geld umzugehen. Einer der Jungen verkaufte seine 70 Stück und erhielt dafür ca. 1800 Cordobás (ca. 56 Euro)!!! Das Geld wird gut behütet und gemeinsam mit einer Erzieherin gehen die Jungen dann meistens kurz darauf auf den Mercado Oriental, um sich neue Schuhe oder Kleidung zu kaufen.
Für alle Beteiligten war es schöner und abwechslungsreicher Tag gewesen!
Eine frohe und besinnliche Adventszeit!
Clara
18. November 2013
Gestern haben Dona Mercedes, Mauricio (Mitarbeiter und - gründer von Si a la Vida) und Alfredo, ein Junge aus dem Projekt, mit mir einen Ausflug nach Masaya und Catarina gemacht.
Dort gab es eine Art von Umzug, in dem verschiedene Berufsstände dargestellt wurden. Es war ein riesiges Spektakel und in den Straßen warteten Unmengen von Menschen. Alles begann mit einigen Teufelchen, die verkleidet vorne weg rannten. Dann ging alles sehr schnell und nacheinander fuhren viele verschiedene Wägen vor, die jeweils einen Beruf darstellten. Verrückt waren besonders die tanzenden Personen und Figuren zwischen den Wägen. Dies waren meist verkleidete Männer, die in Frauenkleidung sehr ausgelassen und wild tanzten. Jedes Mal, als die Musik auf ein Neues einsetzte, begannen alle Teilnehmer zu hüpfen und zu tanzen – es war sehr beeindruckend! Das Ganze erinnerte sehr an einen Faschingsumzug, war aber deutlich spannender!;)
Danach machten wir uns auf den Weg nach Catarina. Dieses Dorf ist ebenso wie ebenso wie Masaya bekannt für seine traditionellen Handarbeiten. Mitten in Catarina waren plötzlich die Straßen gesperrt für ein Pferderennen. Alfredo war natürlich gleich begeistert und konnte es kaum erwarten das Geschehen aus der Nähe zu beobachten. Geschmückte Pferde rannten nacheinander auf einer kleinen Rennbahn begleitet von den Pfiffen und Zurufen der Nicaraguaner.
Bald hatten wir uns sattgesehen und so ging es weiter zur Laguna de Catarina.
Vor uns eröffnete sich eine wunderschöne, azurblaue Lagune eigebettet in Vulkane und Wälder. Der Ausblick bis zum Horizont war grandios!
Während Dona Mercedes und Mauricio oben am Aussichtspunkt warteten, erkundeten Alfredo und ich die Umgebung. Es gab viele kleine Pfade und es machte großen Spaß mit dem „Kleinen“ die Natur zu erforschen J
Viel zu schnell verging die Zeit an diesem Tag, an dem wir wirklich viele verschiedene Dinge erleben konnten.
14. November 2013
Hola cheles,
inzwischen bin ich seit einer guten Woche in Nicaragua. Auf den ersten Eindruck war es einfach wahnsinnig schwül und unglaublich heiß! Mit der Zeit habe ich mich aber an die Hitze gewöhnt und kann sogar schon mit den Jungs aus meinem Projekt Fußballspielen, ohne einen Hitzeschock zu erleiden.
Meine Familie hat mich von Anfang an sehr lieb aufgenommen und Dank meines Spanischunterrichtes konnte ich bald schon einfache Konversationen führen.
In unserem Haus leben Elisa (meine Mutter), Juan Carlos (mein Vater), Emanuel und Eduardo (meine beiden Brüder) sowie Kenia (meine Tante) und ihr Sohn Noelito. Es befinden sich aber immer mindestens 3 weitere Personen im Wohnzimmer, sodass es eigentlich keine ruhigen Momente gibt. So verbringe ich kaum Zeit alleine in meinem Zimmer, sondern sitze fast immer in einem Schaukelstuhl und tausche den neuesten Tratsch mit den Freunden und Familienmitgliedern meiner Familie aus.
Auch die Arbeit in Si a la Vida macht mir großen Spaß!
Morgens nach dem Frühstück beginnt die Zeit der Vorbereitung für die Schule. Jetzt gilt es 8 Jungs zum Hausaufgabenmachen zu motivieren, was wirklich Ausdauer erfordert. Einige freuen sich aber zum Beispiel sehr, wenn ich ihnen ein bisschen Englisch oder Deutsch beibringe. Manchmal weiß ich aber wirklich nicht mehr weiter, weil sich die Jungs in einer Lautstärke streiten oder prügeln.
Nach einer gemeinsamen Putzaktion geht es nach dem Mittagessen in die Schule. Jeden Mittwoch gibt es ein großes gemeinsames Mittagessen mit den Nachbarskindern. An diesem Tag kommen einige Freiwillige des Projektes Comamos Juntos mit Gemüse und Früchten vom Mercado Mayoreo, die für den Verkauf zu alt oder nicht schön genug gewesen waren. An diesen Tagen ist im Projekt immer viel los und zum Mittagsessen sitzen alle gemeinsam an einem großen Tisch J So gibt es jedes Mal viel zu lachen.
Inzwischen kann ich mich schon viel besser mit den Jungs unterhalten. Zu Beginn gab es einige Verständigungsprobleme und am Ende jeden Tages war ich völlig erschöpft von dem Spanisch und der Hitze. Zum Beispiel kamen die Kinder manchmal mit glühenden Augen auf mich zu gerannt, redeten in einem Tempo und einem Akzent auf mich ein und warteten danach gespannt auf eine Antwort – ich hatte leider nichts verstanden, was manchmal etwas deprimierend war…
Bis bald mit Neuigkeiten aus dem Projekt!
Clara